4.5.09

Das Bergwerk im Standard

Ich selber trete wieder an der Spitze der Liste Bergwerk an - und mein Kollege Gerald Baumgartner, der an zweiter Stelle kandidiert, hat mir dieser Tage gezeigt, mit welchem Anspruch wir vor vier Jahren erstmals angetreten sind. Da haben wir - so wie wir das auch dieser Tage getan haben - ein kleines Plakat aufgehängt, auf dem wir unsere Motivation niedergeschrieben haben:

„Wir wollen, dass das, wofür der Standard nach außen steht – nämlich Qualität, Liberalität und Menschlichkeit –, auch wieder innerhalb des Standard gelebt wird. Wir alle machen gerne eine gute Zeitung – aber wir wollen dafür auch die Ressourcen und die Anerkennung, um unseren guten Job gut machen zu können. Wir glauben, dass die meisten Kolleginnen und Kollegen so denken, fühlen und handeln wie wir.“

Das war damals eine spontane Formulierung von Johanna Ruzicka, die auf unserer Liste kandidiert hat und wieder kandidiert – dieses Bewusstsein ist uns in all den Jahren Verpflichtung gewesen und geblieben, auch wenn Gerald den genauen Wortlaut erst jetzt wieder ausgegraben hat.

Wir haben uns in genau diesem Sinne engagiert – oft mit Erfolg. Vielfach mussten wir als Betriebsräte Kompromisse schließen. Und es wäre unehrlich, es zu verschweigen: Leider sind wir manchmal auch gescheitert. Wir hätten etwa gerne die Ausgliederung der Servicegesellschaft verhindert. Das ist nicht gelungen – aber wir haben eine Betriebsvereinbarung zustande gebracht, die weitgehenden sozialen Schutz gebracht hat.

In den vergangenen Tagen haben mich manche gefragt: Gibt es ein Wahlprogramm, gibt es ein Wahlversprechen?

Ich habe darauf immer wieder sagen müssen, dass es absurd wäre, jetzt das Blaue vom Himmel zu versprechen. Wir wissen alle, dass es derzeit nicht rosig ausschaut. Wir wissen alle, dass es schon ein Erfolg wäre, wenn wir das Erreichte erhalten können. Wir haben nichts anderes zu versprechen als dass wir uns für jede Einzelne und jeden Einzelnen ebenso einsetzen werden wie wir uns für die Anliegen der gesamten Belegschaft einsetzen werden.

Und wir können darauf verweisen, dass wir das schon bisher so gehalten haben.

· Wir sind die, die nicht abseits stehen, wenn es gilt, Verantwortung zu übernehmen – wir sind die, die den Kopf hinhalten und ihn immer wieder hingehalten haben. Dafür lassen wir uns auch „Betonschädel“ schimpfen, wenn es jemandem Spaß macht, zu schimpfen. Wir haben uns nicht gedrückt, wenn unangenehme Fragen zur Diskussion gestanden sind.

· Wir sind die, die nicht raunzen, wenn es ein Problem gibt, sondern uns der Herausforderung stellen, für die Kolleginnen und Kollegen das Beste herauszuholen.

· Wir sind die, die nicht auf die Gewerkschaft schimpfen, sondern durch aktives Engagement Verbesserungen bewirkten: Höhere Gehaltsabschlüsse, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Rechtssicherheit im Kollektivvertrag und in unserem Betrieb. Ich selber habe bei drei Kollektivverträgen (Journalisten bei Tageszeitungen, Werbung und Marktkommunikation und kaufmännische Angestellte bei Tageszeitung) in jeweils mehreren Runden die Ehre gehabt, die Arbeitnehmerinteressen zu vertreten. So konnte ich etwa erreichen, dass für jene Kolleginnen und Kollegen, die dem ungeliebten KV für Werbung und Marktkommunikation unterliegen, in diesem Winter eine Einmalzahlung ausgezahlt wurde – und zwar selbst dann, wenn es eine „Aufsaugregelung“ gibt. Unser Ziel als Gewerkschafter ist, dass es mittelfristig für alle Kolleginnen und Kollegen kollektivvertraglich abgesicherte KV-Erhöhungen gibt, auf die auch nicht individuell verzichtet werden kann.

· Wir sind die, die verlässliche Ansprechpartner und Begleiter durch den Arbeitsalltag sind. Uns ist es gelungen, für mehr als zwei Dutzend freie Mitarbeiter reguläre Angestelltendienstverhältnisse durchzusetzen.

· Wir sind die, die auch in Krisenfällen eingegriffen haben und Schlimmes verhindern konnten: In mehreren Fällen ist es mir gelungen, geplante Verwarnungen von Kollegen abzuwenden und sogar die Rücknahme bereits ausgesprochener Verwarnungen zu erreichen.

· Wir sind die, die auch jene nicht allein lassen, die unser Haus verlassen wollen. Mir persönlich ist es durch intensive Beratung gelungen, mehrere Kolleginnen und Kollegen von einer Selbstkündigung abzuhalten. In der Folge ist es gelungen, teils beachtliche Abfertigungssummen für diese Ex-Kollegen herauszuverhandeln.

· Wir sind die, die jene, bei denen es seitens der Geschäftsführung eine Kündigungsabsicht gegeben hat, erst recht nicht allein gelassen haben – stets ist es gelungen, zusätzliche freiwillige Abfertigungen durchzusetzen. Auch wenn die Geschäftsführung seit Wochen versichert, dass keine große Kündigungswelle ansteht und dass es keine Kündigungslisten gibt: Wir wissen, dass wir auf der Hut sein müssen und dass es um jeden einzelnen Arbeitsplatz zu kämpfen gilt. Wir wissen auch, dass es keinen Sinn hat, sich vor angeblichen „Kündigungslisten“ zu fürchten. Es gibt diese Listen nicht. Es darf sie nicht geben – wir wollen verhindern, dass sie entstehen. Wir können aktiv aufzeigen, wie wertvoll die Arbeit ist, die von jedem Einzelnen im Standard geleistet wird. Wir können jeden einzelnen Arbeitsplatz verteidigen. Wir können nicht versprechen, dass das immer erfolgreich sein wird. Aber wir können versprechen, dass wir es mit aller Kraft versuchen.

· Wir sind die, die daran festgehalten haben, dass es sich bei der Standard Verlagsgesellschaft und der Standard Service Gesellschaft um einen einzigen Betrieb handelt – wir haben uns gewehrt, damit wir nicht auseinander dividiert werden.

Wir sind die Liste Bergwerk. Ich stehe dafür – und unser Team tut das auch: Wir sind das Team, das bewiesen hat, dass es von all dem nicht nur redet, sondern es dutzendfach umgesetzt hat – im Interesse der Kolleginnen und Kollegen.

Und wir bleiben dabei: Wir wollen ein angstfreies Betriebsklima, in dem die Rechte der Kolleginnen und Kollegen gewahrt werden. Und wir wollen, dass in unserem Haus nicht Print und Online, Verlags- und Servicemitarbeiter gegeneinander ausgespielt werden. Wir wissen: Wir müssen gemeinsam eine gemeinsame Zukunft gestalten – und sie uns nicht von oben vorgeben lassen.

Uns ist auch nach wie vor egal, wo jemand politisch steht – ich habe keinen auf unserer Liste je gefragt, welcher Partei er oder sie nahesteht, denn für mich gibt es nur die Rechte von Arbeitnehmern, die zu schützen sind.

Es geht um viel. Es geht um unsere Arbeitsplätze und um unsere Arbeitsbedingungen.

Deshalb bitte ich im Namen der Kolleginnen und Kollegen von der Liste Bergwerk am 5. und 6. Mai um Eure Stimme.