17.10.11

Christoph Chorherrs neues Buch

Man stelle sich vor: Ein Ausländer mit dunkler Hautfarbe käme ins Unterrichtsministerium am Wiener Minoritenplatz, ginge zum Portier und fragte, wo er die Bewilligung zur Einrichtung einer Privatschule bekommen könne. Würde so ein Antragsteller weit kommen? Christoph Chorherr, Wiener Grünen-Politiker der ersten Stunde, hat da so seine Zweifel. In Südafrika hat er, der Weiße, es auf ähnliche Weise versucht - und sich nach einer halben Stunde im richtigen Büro bei den richtigen Leuten wiedergefunden, die ihm schließlich die Genehmigung erteilt hätten.
Chorherr führt das Beispiel seiner südafrikanischen Schulgründungen an, um die optimistische Grundthese seines Buches zu stützen: Politisch denkende Menschen könnten Veränderungen bewirken, wenn sie zu konkreten Handlungen übergingen. Die Ausrede, dass Wirtschafts- und Finanzkrisen oder gar die EU leider, leider keine bessere Politik zuließen, gelte in vielen Bereichen eben nicht, argumentiert Chorherr, der seine grundsätzlichen Überlegungen mit persönlichen Anekdoten spickt: Wenn er von der Durchsetzung des Wiental-Radwegs erzählt, dann will er damit belegen, dass die Benutzung von Fahrrädern eine kulturelle Grundsatzentscheidung darstellt, und zwar nicht nur für ihn selbst. Nachhaltig zu wirtschaften und Kulturgüter zu erhalten hat einen über den ökonomischen Nutzen hinausgehenden Effekt: Die Erhaltung des Wiener Stadtparks - der von einem Zyniker auch als attraktive Fläche für ein Business-Development betrachtet werden könnte - ist keine ökologisch zwingende Forderung, er wird zur Erbauung erhalten, ebenso wie Hofburg und Stephansdom nicht in erster Linie Touristenattraktionen, sondern eben Kulturgut sind.
Sorgsamer Umgang mit knappen Gütern - da liege viel Veränderungspotenzial brach, sagt der Grüne. Österreich müsse nur die richtigen Entscheidungen treffen: Wie das gehen könnte, schildert Chorherr in einem eigenen Demokratiekapitel, in dem er eine komplett neue Verfassung, mehr (gut vorbereitete) Volksentscheide, direkt gewählte Abgeordnete und einen mit Mehrheitswahl gewählten Regierungschef vorschlägt.


Christoph Chorherr: "Verändert! Über die Lust, Welt zu gestalten", Kremayr & Scheriau, Wien 2011, 190 Seiten, € 22,-