11.4.06

SPÖ-Kritik an Männerpolitik führt zu neuer Forderung zu Unterhaltsregelung

Wenn die große Oppositionspartei einen "Männerbericht aus Frauensicht" kommentieren will, dann setzen sie sicherheitshalber den Justizsprecher Hannes Jarolim aufs Podium, der gut doppelt so lange spricht wie SP-Gleichbehandlungssprecherin Gabriele Heinisch-Hosek.
Sie alle haben massive Kritik an dem Bericht, den Sozialministerin Ursula Haubner vorgelegt hat - Heinisch-Hosek reitet besonders darauf herum, dass er "keine Weltneuheit" ist, denn sich Gedanken über "Buben- und Männerarbeit" zu machen, sei sowieso wichtig. Auch sei ein Männerbericht im Sinne des Gender Mainstreaming nur dann zweckmäßig, wenn es wissenschaftliche Vergleichsdaten in einem Frauenbericht gibt. Und hier habe die Frauenministerin bereits angekündigt, sie werde davon Abstand nehmen, die Aufarbeitung der Entwicklung der Situation der Frauen in Form eines Frauenberichts fortzuführen, und es stattdessen bei den zehn Einzelstudien belassen.
Jarolim allerdings geht weiter, wird konkreter: Er greift heraus, dass viele Männer in emotionale Krisen kommen, wenn sie in einem Scheidungsstreit erkennen, dass die Trennung ihre eigene Existenz bedroht.
"Wenn das Kind als Ursache des persönlichen materiellen Leids gesehen wird, ist das das Schlechteste", sagt Jarolim und fordert, dass der Staat auch dann einen Unterhaltsvorschuss leistet, wenn er sich diesen Vorschuss voraussichtlich nichtg mehr zur Gänze vom unterhaltspflichtigen Vater holen muss.
Womit das Werben der SP-Frauen um die Stimmen der Männer mit Kind so richtig in Gang gesetzt ist: SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara Prammer entwirft bei der gemeinsamen Pressekonferenz ad hoc ein Modell für einen "bedarfsorientierten Unterhalt" und macht den notwendigen Betrag mit 20 Millionen Euro Steuergeld fest.
Das sei allerdings nur eine Schätzung, denn "es gibt keine Zahlen, wie viel die Unterhaltsverpflichteten tatsächlich für die Kinder zahlen". Oder wie groß Zahlungsrückstände sind. Andererseits würde wahrscheinlich schon jetzt ein Teil dieser 20 Millionen Euro de facto ausbezahlt, wenn auch unter dem Titel Sozialhilfe: Mütter, die mit den Kindern übrig bleiben, müssten auf diese letzte Hilfe zurückgreifen. Da wäre die bedarfsorientierte Unterhaltsleistung als Einstieg in eine Grundsicherung für alle der sozial verträglichere Weg, meint Prammer. Denn eine Scheidung sei sonst immer ein Kampf ums Geld, der als Kampf um die Kinder verbrämt werde.
Das alles gehe aber aus dem Männerbericht der Regierung nicht hervor, kritisiert die SPÖ - da werde bloß einem Rollenstereotyp konservativer Prägung Vorschub geleistet. Prammer wünscht sich aber gar keinen verbesserten Männerbericht und auch auf den (überfälligen) nächsten Frauenbericht glaubt sie verzichten zu können: "Wir wollen einen Gleichstellungsbericht, trauern wir nicht dem Frauenbericht nach!" (cs)