Wenn der Heilige Vater träumt
Nicht dass diese päpstliche Mahnung so besonders neu und überraschend wäre. Man könnte sie in allerlei Variationen aus den meisten Sonntagspredigten heraushören. Wenn man denn hinginge.
Aber der Besuch des Sonntagsgottesdienstes ist aus der Mode gekommen. Auf die Kirche zu hören erst recht.
Und wir aufgeklärten Menschen sind auch ziemlich ratlos, wenn uns jemand öffentlich sagt, dass Liebe eine wichtige Rolle spielt. Noch dazu, wenn Papst Benedikt darauf hinweist, dass wohlverstandene Liebe eine politische Sache ist.
Freilich: Wie man dem Guten in der Praxis zum Durchbruch verhelfen kann, das kann auch der Heilige Vater nicht sagen. Zwar spricht er positive Beispiele - zivilgesellschaftliches Engagement, internationale Solidarität und Mikrokredite für Kleinstunternehmer - an, er betont aber auch, dass es letztlich an den Persönlichkeiten liegt: "Ohne rechtschaffene Menschen, ohne Wirtschaftsfachleute und Politiker, die in ihrem Gewissen den Aufruf zum Gemeinwohl ausdrücklich leben, ist die Entwicklung nicht möglich."
Dieser päpstliche Traum wäre in guten Zeiten als nette Randbemerkung einer veralteten Institution abgetan worden. Im Moment aber könnte der Papst Gehör finden.