Seltsame Anlage-Empfehlung eines Ex-Finanzministers
Dieser Tage bekamen Kunden der Bank-Austria Creditanstalt die sonst sehr gut gemachte Zweimonatspostille Bank exklusiv zugeschickt. Titelgeschichte: "Gipfeltreffen Kretschmer/Lacina: Worauf setzen - Wertpapier oder Sparbuch?"
Nun kann man gut verstehen, dass eine Bank (beziehungsweise deren Vorstandsmitglied Werner Kretschmer) beides an den Mann oder die Frau bringen will. Weniger gut verständlich ist, dass der ehemalige Finanzminister Ferdinand Lacina da Dinge über das Sparbuch zum Besten gibt, die seine Kompetenz (der SP-Politiker Lacina gehörte immerhin 13 Jahre der Bundesregierung an, vorher war er Leiter der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiterkammer) doch sehr infrage stellt. Lacina argumentiert, dass er sein privates Geld nur in Sparbüchern anlegt: "Mir ist es zu unbequem, fortlaufend die Entwicklung der Kurse zu verfolgen. Sparbücher - das ist für mich eine Frage der Bequemlichkeit. (...) Ich möchte mich nicht um Geldanlage kümmern: Da ist das Sparbuch immer noch die bequemste Art."
Dass solche Bequemlichkeit teuer ist, verschweigt Lacina: Allein in den ersten zehn Jahren nach seinem Ausscheiden aus der Bundesregierung hätte er mit einer Veranlagung seiner Ersparnisse in Aktien oder Fonds, die den ATX abbilden, 146,6 Prozent Gewinn gemacht - mit einer Veranlagung in seinen Sparbüchern müssten es (laut Raiffeisen-Research) 11,2 Prozent gewesen sein - wohlgemerkt: vor der von Lacina selbst eingeführten Kapitalertragssteuer von 25 Prozent.
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