26.10.05

Nachlese zum Nationalfeiertag

So schön herausgeputzt wie am Mittwoch dieser Woche hat man das Bundesheer noch nie gesehen. Und so wie auf dieser Parade zum Nationalfeiertag wird man es wohl auch nie mehr sehen: Dem Bundesheer steht eine Reform bevor, die viel tiefer einschneidet als all die Reformschritte der letzten 18 Jahre, in denen es ohnehin schon mehr als halbiert worden ist.
Und was hat man zum 50. Geburtstag aufgeboten? Eine Parade, bei der das Heer noch einmal herzeigen konnte, was es hat - und derzeit auch beherrscht, wenn auch nur in einem sehr bescheidenen Umfang: eine Artillerie vom Feinsten - aber leider ohne Zukunft, weil die Reformer meinen, dass es nie wieder Artilleriegefechte geben wird, wie sie noch im letzten Jahrzehnt auf dem Balkan ausgetragen wurden; eine Panzerwaffe mit modernen Leopard-Panzern - von denen ein Teil abgerüstet werden soll, weil Panzerschlachten im Marchfeld als unwahrscheinlich gelten. Und weiter als bis ins Marchfeld reicht die Vorstellung einer europäischen Sicherheitspolitik eben nicht.
Der Grünen-Abgeordnete Peter Pilz hat schon Recht, wenn er kritisiert, dass das Bundesheer, das nach der Reform im Jahr 2010 übrig bleiben wird, ganz anders aussehen wird als das, das feierlich über die Ringstraße paradiert ist. Es wird beispielsweise einfache Soldaten ausbilden, die nach sechsmonatiger Dienstzeit nicht einmal feldverwendungsfähig sind und daher für militärische Einsätze nicht herangezogen werden können.
Im Jahr 2010 wird der einsatzfähige Teil des Bundesheers hauptsächlich aus Berufssoldaten (und einer kleinen Reservekomponente) bestehen, die mit schwacher Bewaffnung in Einsätze geschickt werden, deren Aktionsradius und deren Gefährlichkeit immer größer wird. Diese Entwicklungen wurden nobel verschwiegen. Man hat, wie man beim Militär zu sagen pflegt, wenn man sich stärker macht, als man ist, "einen Türken gebaut". Und mit der Parade ein letztes Mal richtig Militär gespielt.