Ein Skandal, der keiner war
Jetzt zeigt sich, dass an all den skandalisierten Vorgängen strafrechtlich nichts auszusetzen war - und die Disziplinarverfahren lassen kaum anderes erwarten. Der Skandal, der keiner war, hat dennoch seine Funktion perfekt erfüllt - so perfekt, dass man mit einiger Berechtigung an ein abgekartetes Spiel glauben könnte. Gerade in den entscheidenden Wochen, in denen es um die Umsetzung der Heeresreform ging, wurden die heeresinternen Kritiker der Reform (und insbesondere der Wehrdienstzeitverkürzung auf sechs Monate) paralysiert: War es ein Zufall, dass der so genannte Skandal ausgerechnet in der Freistädter Tilly-Kaserne, bei einer möglicherweise zur Auflösung anstehenden Einheit, aufgetaucht ist? War es Zufall, dass gerade in Freistadt kurz vor Entstehen des (erst nach einem Jahr, gerade "rechtzeitig" aufgetauchten) Videos eine Dienststelle des Geheimdienstes HNA eingerichtet worden war?
Kein Zufall war jedenfalls, dass hohe Offiziere öffentlich als Verantwortliche des Skandals präsentiert wurden - und sich seither jeder Kritik an der Reform enthalten haben.
Der Standard, Printausgabe 24. August 2005
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