17.2.05

Zur Abwechslung mal Lob für den Eurofighter

Bei meiner Suche nach Argumenten zum Thema Eurofighter (ja, wirklich bei dieser und keiner anderen Aktivität!) bin ich auf den Playboy gestoßen:
"Ein derart leistungsfähiges Waffensystem wie den Eurofighter alltagstauglich zu machen erfordert Zeit und Geduld. Im weiteren Umfeld der Piloten, Techniker, Logistiker und Ingenieure versteht das nicht jeder. Selbst die Fachpresse lästert gelegentlich darüber, dass das Flugzeug zehn Jahre nach seinem Erstflug noch immer nicht in Dienst gestellt ist – wohl wissend, dass es an strategische und technologische Rahmenbedingungen angepasst werden musste, die sich in diesem Zeitraum grundlegend änderten. Der Bundesrechnungshof moniert Flugleistungen, die noch gar nicht getestet wurden, weil man Sicherheit über alles stellt. Das Fernsehen erregt sich darüber, dass man Fehler findet, obwohl die zehn Versuchspiloten genau dafür in die Luft gehen...
Zwei Dutzend Funktionen kann der Pilot per Knopfdruck an Schubhebel und Steuerknüppel abrufen, ohne mit den Händen durchs Cockpit fingern zu müssen. Noch ein Jahr, und der Eurofighter wird auf gesprochene Befehle hin bestimmte Ziele und Waffen anwählen, Funk- und Navigationsfrequenzen ändern."
Klingt irgendwie anders als die dauernde Lamentiererei - aber an der sind natürlich auch die kleingeistigen Zugänge unserer österreichischen Planer schuld. Erst wollten sie die Abfangjäger für internationale Einsätze - Überwachungsflüge statt der viel gefährlicheren Stationierung von Infanterie in Krisenzonen - ausrüsten. Aber als im ersten Schrecken über mögliche Kosten des Hochwassers von 2002 (erinnert sich noch jemand daran?) die Zahl der Abfangjäger für Österreich von 24 auf 18 reduziert wurde, wurde offenbar gleich eine technische Abrüstung mit geplant. Ich habe darauf im Standard hingewiesen, woraufhin mich die Freunde von Airpower gleich für ein Verdienstkreuz vorgeschlagen haben. Denn kaum hatte ich die entsprechenden Papiere veröffentlicht, wurde im Verteidigungsministerium gleich einmal heftig dementiert, "natürlich" würde der Eurofighter mit allen notwendigen Systemen ausgeliefert. Man wird sehen - hier jedenfalls der mir zugängliche Planungsstand: "Konkret geht es um das IFF-System: Das Kürzel steht für "Identification Friend Foe" und ermöglicht, jederzeit zu erkennen, ob ein anderes Flugzeug im Luftraum zu den eigenen beziehungsweise verbündeten Kräften gehört oder ob es sich um ein feindliches Flugzeug handelt. Dies ist im Luftkampf, aber auch bei Patrouillenflügen - etwa bei der Überwachung von Flugverbotszonen, die die UNO anordnet - ein wichtiges Leistungsmerkmal.
Bei der einfachen Luftraumüberwachung, wie sie in Österreich geflogen wird, könnte auf das IFF-System eher verzichtet werden - da ist die Unterscheidung in Freund oder Feind unerheblich, weil Luftraumverletzungen ja niemals in freundlicher Absicht passieren und Flugzeuge befreundeter Drittstaaten auch nicht zum Einsatz kommen. Daher könnte zumindest bodenseitig (also bei der Fliegerführung) auf das IFF verzichtet werden.
Allerdings würde sich Österreich mit dem Verzicht auf die 31 Millionen teure Software die Möglichkeit verbauen, bei künftigen Auslandseinsätzen mit Hochtechnologie dabei zu sein. In dieselbe Richtung weist auch die in einem Planungspapier vom 10. Dezember des Vorjahres niedergeschriebene Überlegung, auf den "Missile Approach Warner" (der Piloten warnt, wenn ihr Flugzeug angegriffen wird) und auf die Radarbibliothek (mit deren Hilfe fremde Flugzeuge auf größere Entfernung an ihrer Radar-Signatur erkannt werden können) zu verzichten.
Ein weiterer Sparvorschlag geht in die Richtung, sich beim Eurofighter auf Minimalbewaffnung zu beschränken.

Die Details, die auf die Fliegerkräfte zukommen, bergen noch eine Reihe von Überraschungen. So sieht das Planungspapier vor, dass "die Entsendung eines verlegefähigen Radars zu einem Auslandseinsatz ... weitgehend ausgeschlossen" ist, auf einen Forward Air Conroller (FAC) – eine Führungsfunktion für Einsätze von Flugzeugen in internationalen Operationen – wegen der hohen Ausbildungskosten verzichtet wird und "auf die ca. 20 Luftraumverletzungen, die derzeit jährlich außerhalb der Dienstzeit des Jagdflugzeugs beobachtet werden, nicht aktiv reagiert werden kann", weil Nachtflüge nur im Falle einer vorher erkannten Bedrohungslage vorgesehen sind.
Im Klartext hieße das, dass die Eurofighter nicht nur keine Auslandseinsätze fliegen könnten, sondern in Friedenszeiten zumindest bei Nacht bloß "Dienst nach Vorschrift" fliegen sollen.
All das sei "selbstverständlich" nicht fix, das heiße nicht, "dass das auch so umgesetzt wird", sagte ein Sprecher von Minister Günther Platter."

Zurück zum Playboy: Die Playboy-Reporter waren offenbar wirklich in Laage - wie ich selber übrigens auch. Ich habe am 1. Oktober 2004 im Standard geschrieben: "Der Eurofighter ist bei den Medien nicht sehr beliebt - auch bei den britischen nicht. Umso mehr lieben ihn diejenigen, die tatsächlich mit ihm fliegen. "Der Eurofighter-Typhoon macht dem Piloten den Kopf frei, weil er sich um das eigentliche Fliegen weniger kümmern muss. Man kann sich umso besser auf einen Kampfauftrag konzentrieren", schwärmt Archie Neill, der als Testpilot für British Airospace tätig ist, als Reservist der Royal Airforce aber auch Kampfaufträge fliegt, zuletzt im Irak.
Vom Eurofighter, der in Großbritannien gerade erst eingeführt wird, zurück auf den Tornado umzusteigen, mit dem Neill im Irak und in Bosnien geflogen ist, sei wohl eine große Umstellung, weil Flugzeuge früherer Generationen viel komplizierter seien.
Ähnliche Erfahrungen haben auch die Piloten des Jagdgeschwaders 73 "Steinhoff" in Laage bei Rostock gemacht. Dort wird seit dem Frühjahr der Eurofighter eingeführt, wobei der Ehrgeiz der deutschen Luftwaffe darin besteht, nur Maschinen starten zu lassen, bei denen alle Systeme zu 100 Prozent funktionieren. Dies erklärt auch Berichte, dass relativ wenige Flugstunden erreicht werden. "Das ist etwa so, als würde eine Zeitung ausschließlich dann in Druck gehen, wenn kein einziger Satzfehler darin enthalten ist", erklärt ein Techniker.
Geschwaderkommandant Oberst Günter Katz ist überhaupt mit dem Bild des Eurofighters in den Medien nicht einverstanden. "Das meiste, was da geschrieben wird, stimmt einfach nicht. Mir kommt es doch nicht darauf an, welche Quantität an Flugstunden in der ersten Phase des Truppenversuchs erreicht wird - mir geht es um die Qualität. Und an der gibt es keinen Zweifel."
Bei den bisherigen Versuchen mit dem Eurofighter habe die Truppe "keine großen Überraschungen " erlebt. In Vergleichsflügen und simulierten Abfangjagden habe sich der Eurofighter stets anderen Flugzeugen, auch der in Laage bisher verwendeten Mig 29, haushoch überlegen gezeigt. Zurzeit sind sieben Eurofighter in Laage, sie sollen das Rückgrat für die künftige Pilotenausbildung bilden. Deutschland nutzt den Eurofighter, um seine Flugzeugbestände drastisch zu reduzieren. Waren bei der Luftwaffe Anfang der 90er-Jahre noch über 800 Kampfflugzeuge im Dienst, werden es ab 2015 noch 180 Eurofighter und zirka 70 Tornados sein."