12.1.05

Vor- und Nachteile der Zuwanderung

In der Welt hat Walter Laqueur unter dem Titel "Mein London" seine Erfahrungen der Veränderung der Gesellschaft der englischen Hauptstadt in den letzten 50 Jahren aufgearbeitet. Sie habe sich - obwohl in den 50 Jahren davor zwei Weltkriege stattgefunden haben - seit 1953 stärker verändert als im halben Jahrhundert davor. Laqueur, selbst ein Vertriebener des Nazi-Regimes mit reicher, aber auch schmerzlicher Migrationserfahrung, macht dafür vor allem die Zuwanderung verantwortlich: "Das London des Jahres 1953 war eine homogene Stadt. Natürlich gab es Konzentrationen: Australier und Polen wohnten damals in der Gegend von Olympia. Juden waren noch im East End und vor allem in Golders Green zu finden. Die Iren lebten geballt in Kilburn und die Afrikaner in Brixton, südlich der Themse. Aber sie alle sprachen Englisch und waren Teil der Londoner Szenerie. Das hat sich weitgehend geändert."
Inzwischen wirke nicht einmal die Sprache integrierend, es gebe immer mehr "no go zones". Bei aller politischen Toleranz gegenüber Flüchtlingen sei eine Fehlentwicklung eingetreten: "Die Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte hat mit Multikulti nicht viel zu tun. Es ist vielmehr eine Sammlung von Ghettos und das hat, wie nicht anders zu erwarten, zu Spannungen und großen Widerständen geführt."
Laqueur beschreibt aber auch die positiven Aspekte, weil es eben integrationswillige und aufstrebende Einwanderer - etwa Inder und Chinesen (deren Kinder stets überdurchschnittliche Schulleistungen haben) aber auch Zyprioten und Polen - gibt, die die Gesellschaft bereichern und andere, die sich der Gesellschaft gar nicht zugehörig fühlen. Und vor deren Agieren Laqueur daher warnt: Seien es (illegale) albanische Einwanderer, die die Prostitution kontrollieren oder die muslimische Subkultur, in der sich auch die Migranten der zweiten Generation ihre Partnerinnen aus den konservativen Dörfern in Pakistan oder Bangladesch holen und radikalen Predigern ganz bewusst folgen.