28.12.04

Beate Winkler: Lob für Österreichs Umgang mit dem Islam

Unter dem Titel "Österreich ist im Umgang mit der islamischen Minderheit ein Vorbild" liest man in der Welt einmal Lob für Österreichs Ausländerpolitik. Und das immerhin von Beate Winkler, die sich als Menschenrechtsexpertin immer wieder als Kritikerin der schwarz-blauen Regierung hervorgetan hatte. Die Leiterin der "Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" hatte wenige Tage nach Bildung der ÖVP-FPÖ-Koalition im Jahr 2000 im Standard gesagt: "Hier ist ein gefährlicher Präzedenzfall in Europa geschaffen worden. Dass es erlaubt ist, mit einer Partei wie der FPÖ, die gezielt mit Ausländerfeindlichkeit auf Stimmenfang geht, eine Koalition einzugehen. Wir sehen darin die Gefahr, dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Wahlkämpfen gesellschaftsfähig wird."
In der Deutschen Welt weiß sie es nun besser:
DIE WELT: Welches Land würden Sie bei der Integration von
Ausländern als vorbildhaft bezeichnen?
Winkler: Was den Islam betrifft, ist
das ganz sicher Österreich, wo eine vergleichsweise geringe Islamfeindlichkeit
herrscht. Das hängt mit der Geschichte zusammen, der Islam hat dort eine
verfassungsrechtliche Grundlage, er ist eine Körperschaft des öffentlichen
Rechts. Das bedeutet, daß die Regierung einen ganz konkreten Ansprechpartner
hat. Und daß der Schulunterricht von den anerkannten Religionsgemeinschaften
gestaltet wird. Es gibt darüber hinaus ein Grundproblem: Nach meiner Auffassung
ist es in vielen Ländern häufig nicht gelungen, von einer Polarisierung
wegzukommen - hier die Guten, da die Bösen, hier die Ausländerfreunde, da die
-feinde. Man muß Kompetenz schaffen im Umgang mit "Fremdheit".