14.3.05

Haiders altes Muster

Zur Not und wenn man ihn recht schön bittet, würde Jörg Haider die Führung der FPÖ wieder übernehmen. Wenn und Aber? Ja, vielleicht auf seiner Seite: Da gibt's ja noch die Familie (zu der die derzeitige Parteichefin Ursula Haubner gehört), die er großzügig mitreden lassen würde; und hoffentlich flüstert nicht wieder ein großer Unbekannter, dass Haider auf die Familie aufpassen sollte.
Auf der anderen Seite soll möglichst niemand mitreden. Aber das ist ja das alte Muster, nur von Mal zu Mal offener ausgesprochen: Ein Parteichef der Freiheitlichen braucht offenbar in guten wie in schlechten Zeiten ein volles Durchgriffsrecht, eine Kompetenz zur Letztentscheidung, eine Generalvollmacht - oder wie die anderen Instrumente alle heißen, die Haider und die Seinen immer und immer wieder verlangt, bekommen und dann doch nicht richtig genützt haben.
Das war schon zu Beginn der Ära Haider so: Haider trennte sich abwechselnd einmal von Parteigängern, die den national-liberalen Kern der FPÖ dargestellt hatten, dann wieder von jenen, die ihm selber bedingungslos gefolgt waren. Gelegentlich wurden sogar Leute geopfert, die beide Kriterien erfüllt haben, wie der stramme Rechte Ewald Stadler, der immerhin das aktuelle Parteiprogramm nach Haiders Zurufen verfasst hat. Zwischen solchen Säuberungswellen zeigte Haider abwechselnd Enttäuschung und Zorn über die angebliche Faulheit und die Misserfolge seiner Mitstreiter - in der TV-"Pressestunde" war Parteichefin Haubner ziemlich überrascht, als ihr ihr eigener Bruder als einer vorgeführt wurde, der "aus der ersten Reihe, fußfrei" kritisiert. Ihr ist offenbar nicht aufgefallen, dass der Jörg schon immer so war. Aber im Zweifel folgt sie ihm halt - anstatt ihn auszuschließen, wie es anderen Parteikritikern passiert. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.03.2005)