25.1.06

Wie die Bundesheer-Reform die Miliz zerstört

Als Landesverteidigung wegen der hochgerüsteten Militärblöcke jenseits der österreichischen Grenzen noch halbwegs ernst genommen wurde, wurde das Bundesheer auf einen Mobilmachungsrahmen von weit über 200.000 Mann geplant. Auch wenn das Geld schon damals zu knapp für diese hochfliegenden Pläne war, sind auf diese Weise doch einige zehntausend junge Männer für militärische Führungsaufgaben in ihrem Zweitberuf beim Bundesheer gewonnen worden.
Viele haben nicht nur an den Truppenübungen teilgenommen, zu denen sie sich verpflichtet hatten, sondern haben sich auch freiwillig zu den Auslandseinsätzen gemeldet.
Dass Österreich bei diesen Einsätzen international hohes Ansehen genießt, hängt eng damit zusammen, dass hier eben nicht nur Militärschädel eingesetzt sind, sondern Menschen, die sich auch in zivilen Bereichen bewährt haben. Und die für ihr zeitweiliges Engagement im Heer eine besonders hohe Motivation und eine hohe persönliche Flexibilität mitbringen.
Das mag im Kosovo gefragt sein und am Golan - in den heimischen Kasernen und gar in den Planungsstäben sind die weit über den beamteten Dienstbetrieb hinaus engagierten Milizsoldaten eher lästig. Während sich alle lauthals zum (immerhin in der Verfassung verankerten) Milizprinzip bekannt haben, wurden die Weichen dahin gestellt, dass die Miliz nicht nur in ihrem Umfang, sondern auch in ihrem Einsatzspektrum ausgedünnt wird. Längst hat man darauf verzichtet, einfache Soldaten bei Milizübungen weiterzubilden. Jetzt kommt die Nagelprobe der Heeresreform: Ob nämlich die verkürzte Ausbildung im nunmehr angeordneten Sechs-Monate-Dienst noch genügend Freiwillige für eine Fortbildung im Zweitberuf als Milizsoldat motivieren kann, muss sich erst zeigen.
(DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2006)